Erwin Kohn wurde am 20. Dezember 1911 in Baden geboren und begann seine Tischtenniskarriere 1926 beim Verein TT Casino Baden AC. Anfangs als âAntitalentâ betrachtet, widerlegte der junge Gymnasiast bald alle Zweifel an seinem Können. In den Jahren von 1928 bis 1933 dominierte Erwin Kohn die Vereinsmeisterschaften des Badener AC mit einem beeindruckenden SatzverhĂ€ltnis von 150:0 und etablierte sich in den 1930er Jahren als unangefochtene Nummer 1 des Badener Herrentischtennisteams. Insgesamt gewann er 10 Vereinsmeisterschaften.
Auf nationaler Ebene errang er die österreichische Meisterschaft im Einzel in den Jahren 1930, 1931 und 1933. International nahm er zwischen 1929 und 1937 achtmal an Weltmeisterschaften teil und feierte zahlreiche Erfolge. Im Jahr 1936 wurde er mit der österreichischen Herrenmannschaft Weltmeister. Zudem gewann er im Teamwettbewerb zweimal Silber (1929 und 1934) sowie dreimal Bronze (1932, 1933 und 1935). Auch im Einzel (1932 und 1935) sowie im Doppel zusammen mit Paul FluĂmann (1933) konnte er Bronzemedaillen erringen.
Seine hervorzuhebende internationaler Einzelerfolge waren die Siege beim groĂen âBlau Goldturnier in Berlinâ und im âRiager Union Turnierâ, wo er den damals aktuellen Einzelweltmeister Victor Barna schlug.
Aufgrund der politischen VerÀnderungen emigrierte er am 14.06.1937 nach Buenos Aires.
Erwin Neidhardt berichtet: âAm Montag, den 14. Juni spĂ€t abends stand ein kleiner BAC-Trupp auf dem Badener SĂŒdbahnperron und wartete auf den Schnellzug nach Triest. Der Abend war schwĂŒl und die Stimmung gedrĂŒckt. Es wetterleuchtete, von fern her meldete sich ein Gewitter an. Die engsten Freunde â Neidhardt, Herzl, Hansi Sima, Gehrer, Schreiber, Richter, wollten ein letztes Lebewohl sagen. Der Zug kam, Kohn winkte mit einem mĂ€chtigen weiĂen Tuch, und die einzige kurze Minute lieĂ nur Raum fĂŒr einen HĂ€ndedruck und einen nur halb ausgesprochenen Wunsch: lebe wohl, vielleicht auf Wiedersehn!â
Mit dem Abschied von Kohn verlor der Badener AC nicht nur seinen besten Spieler der jemals in der 100jĂ€hrigen Geschichte lĂ€ngerfristig erleben durfte sondern auch einen Freund und den âWegfall einer ausschlaggebenden AutoritĂ€t in der Mannschaft, die imstande war Disziplinwidrigkeiten schon im Keim zu erstickenâ (Erwin Neidhardt â Vereinschronik â Badener AC)
In Argentinien wurde Erwin Kohn zwischen 1940 und 1952 achtmal argentinischer Tischtennis-Meister und verstarb am 18. MĂ€rz 1994 in Mar del Plata, Argentinien.
Seine herausragenden Leistungen wurden posthum gewĂŒrdigt, als er im Jahr 2012 in die International Jewish Sports Hall of Fame aufgenommen wurde